Die beiden grossen Sportereignisse, die Fussball-Europameisterschaft 2024 in Deutschland (14. Juni bis zum 14. Juli) und die Olympischen Sommerspiele in Paris (26. Juli bis zum 11. August), bilden in diesem Jahr die sportlichen Schwerpunkte insbesondere auf dem europäischen Kontinent. Mit einzelnen Facetten dieser Veranstaltungen befasst sich die aktuelle Ausgabe von «Causa Sport». Thematisiert wird etwa aus juristischer Sicht unmittelbar der Aspekt «Video Assistent Referee» («VAR») und mittelbar die Aktivitäten der Schiedsrichter im Allgemeinen. Die verkabelten und technisch überwachten Referees haben viel von ihrer Autorität und Durchschlagskraft auf den Spielfeldern eingebüsst, wie das Kontinental-Turnier gezeigt hat.
Entscheidungen der Unparteiischen werden hinterfragt, in Zweifel gezogen, durch Dritte überprüft und in epischer Breite diskutiert. Apropos Diskussionen: Das schwatzhafte Unwesen im Fussball hat derartige Ausmasse angenommen, dass sogar diese Diskussionskultur in geordnete Bahnen gelenkt werden musste, konkret mit der Einführung sog. «Kapitänsregel». Diese besagt, dass nur noch die Captains (Spielführer) mit dem Schiedsrichter diskutieren dürfen, hingegen nicht mehr die Spieler. Ins Kreuzfeuer der Kritik geriet an der Europameisterschaft erneut der «Video Assistant Referee» («VAR»), eine Einrichtung, welche dem Spielleiter die Spontaneität nimmt, aber dennoch der Gerechtigkeit im Fussball nicht zum Durchbruch verhilft. So ist auch heute noch unklar, ob Schiedsrichter Anthony Taylor in der Partie Spanien gegen Deutschland ein unerlaubtes Handspiel (war es das?) des Spaniers Marc Cucurella als Foul im Straftraum hätte pfeifen müssen. Deutschland sprach von Betruf und forderte eine Spielwiederholung, doch es blieb dabei, dass Deutschland aus dem Turnier ausschied. Grundsätzlich wurde ausgeblendet, dass auch ein gepfiffener Penalty nicht unbedingt ein Tor zur Folge haben muss (vgl. den Schweizer Manuel Akanji, der einen solchen Penalty gegen England unglücklicherweise verschoss). Spanien holte sich souverän den Europameister-Titel. Der bemitleidenswerte Marc Cucurella, der leidlich wenig dafür konnte, dass der Schiedsrichter bei der umstrittenen Aktion keinen Elfmeter gegen Spanien verhängte, wurde zum «Buhmann» des Turniers. Bis zum Abpfiff des Finalspiels wurde er vor allem von den Deutschen Zuschauerinnen und Zuschauern gnadenlos ausgepfiffen, sobald er am Ball war.
Diskussionen entbrannten auch um die Olympischen Spiele in Paris. Eine zentrale Frage bildete vorab das Faktum, dass z.B. die Paris Bürgermeisterin Anna Hidalgo seit Monaten erklärte, keine Athletinnen und Athleten aus dem kriegsführenden Russland an den Spielen in der Stadt der Liebe dulden zu wollen. Das Internationale Olympische Komitee (IOK), bekannt für seine Winkelzüge und Taschenspieler-Tricks, hat dann einen eleganten (Aus-)Weg gefunden, um dennoch 15 russische Athletinnen und Athleten an Olympia teilnehmen zu lassen. Diese starteten unter «neutraler Flagge».
Ein weiterer Schwerpunkt des Sportgeschehens bildete die Ankündigung (oder war es eine Drohung?) des Fussball-Weltverbandes (FIFA), den Sitz des als Verein nach Schweizerischem Recht organisierten Internationalen Verbandes demnächst von Zürich in ein anderes Land verlegen zu wollen. Dieses sport-politische Thema wird die Welt wohl auch in Zukunft beschäftigen.
In der neusten Ausgabe von «Causa Sport» werden, wie gewohnt, auch zahlreiche Gerichtsurteile zu sportlichen Sachverhalten wiedergegeben und kommentiert.
Causa Sport digital 1/2024 kann über Swisslex (Schweiz), manz.rdb.at (Österreich) sowie Duncker & Humblot (Deutschland) abgerufen werden.